Porträt: Sepp Holzer und seine Holzer’sche Permakultur

von Helene Walterskirchen:

Sepp Holzer und seine Holzer’sche Permakultur

 

 

Sepp Holzer auf dem Gelände der Stiftung Nantesbuch

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Es war mir immer ein Anliegen, Sepp Holzer, diesen außergewöhnlichen Naturmenschen, mit seiner weltweit populären Holzer’schen Permakultur persönlich kennen zu lernen. Nicht nur, dass ich zwei seiner Bücher „Wüste oder Paradies“ und „Sepp Holzer’s Permakultur“ gelesen habe, sondern auch, weil wir selbst unseren großen Garten in Schloss Rudolfshausen (bei Landsberg am Lech) vor rund sieben Jahren nach Permakultur-Prinzipien angelegt und so aus unserer Gartenwüste ein Gartenparadies geschaffen haben, in dem seitdem wieder ein ökologisches Gleichgewicht herrscht.

Im April 2019 war es so weit: Ich traf Sepp Holzer in der Stiftung Nantesbuch nahe Bad Heilbrunn mit Blick auf die bayerischen Alpen, wo er sich aufhielt, um dort ein Holzer’sches Permakultur-Projekt zu errichten. Ich begegnete einem Mann, den man mit bayerischen Worten als „Urviech“ bezeichnen würde, herb, aber nicht hart, mit verwittertem Gesicht und herzlicher Ausstrahlung sowie einer tiefen Gelassenheit, in der Mut und Tatkraft schlummern. Sepp Holzer ist gutmütig, das spürt man, aber, wenn es darauf ankommt, nimmt er kein Blatt vor den Mund und wird zum Kämpfer – für das Wohl der Natur und gegen jene, die mit Bürokratie oder aus Profitgründen das Wohl der Natur missachten.

Das Herz von Sepp Holzer schlägt im Takt der Natur. Das macht ihn zu einem wahren „Naturikus“, der das Wesen der Natur weder an einer Universität studiert noch von seinen Eltern gelernt hat, sondern sich selbst durch eigenes Erforschen in der freien Natur und Schöpfen aus seinem angeborenen Naturinstinkt angeeignet hat.

Bereits von früher Kindheit an beschäftigte er sich intensiv mit Pflanzen, Tieren und der Natur. Er hatte seinen eigenen kleinen Garten, in dem er seine ersten Versuche mit Ansäen und Einpflanzen machte und beobachtete, wie alles wuchs. Stolz zeigte er seinen Eltern, wie seine Pflanzen wuchsen, aber diese hatten daran wenig Interesse, was ihn jedoch nicht entmutigte weiter zu machen, denn er war enorm wissbegierig und neugierig, was es in der Natur noch alles zu entdecken gab.

Sepp Holzer: „Für mich war es als Kind immer spannend, welche von den Pflanzen, die ich eingesät oder eingepflanzt hatte, wuchsen und welche nicht. Wenn welche nicht wuchsen, fragte ich mich immer: ‚Warum?‘ Ich nahm das nicht einfach so hin, sondern ich wollte die Ursache erforschen und untersuchte die kaputte Pflanze und den Boden. Und so kam ich der Sache auf den Grund, z.B. dass Wühlmäuse von unten die Wurzeln der Pflanzen angefressen hatten, oder dass Wild von oben die Pflanzen beschädigt hatte usw. Das hat mich dazu motiviert zu überlegen, was kann ich zukünftig tun, damit das nicht mehr passiert. Und so habe ich beim nächsten Mal alles ganz anders gemacht, die Pflanzen besser geschützt, und erlebt, dass dann die Pflanzen groß und stark geworden sind und Früchte getragen haben. Das war für mich jedes Mal ein großes Erfolgserlebnis. Ich bin dann oft zu meiner Mutter gelaufen und habe ihr stolz davon berichtet und wollte, dass sie kommt und es anschaut. Sie aber hat gesagt: ‚Lass mich in Ruh, du lästiger Kerl. Ich hab so viel Arbeit, ich kann nicht mitkommen!‘ Dennoch habe ich an ihrem Blick gesehen, dass sie sich mit mir freut.“

Sepp Holzer erzählt so anschaulich, dass diejenigen, die ihm zuhören, wie gebannt sind. Er vermag es meisterhaft, eine wohlige, heimelige Atmosphäre zu verbreiten. Man merkt, er macht es nicht, weil er es möchte, sondern weil es sein Naturell ist. Sepp Holzer hätte auch Geschichten- oder Märchenerzähler werden können. Vielleicht liegt darin sein Geheimnis, dass er so viele Menschen für sich und seine Naturmission einnehmen kann. Sie alle hören ihm gerne zu und saugen seine Erzählungen regelrecht auf.

Als Sepp Holzer älter wurde, musste er, wie seine Brüder, auf dem elterlichen Hof mitarbeiten, das war damals so üblich. Dennoch verbrachte er jede freie Minute draußen in der Natur. Das Gärtchen erwies sich bald als zu klein und so begann er damit, im freien Gelände des Bauernhofes an den Steilhängen, weitere kleine Natur-Experimentierbereiche zu errichten. Er sammelte Kerne von Zitronen oder Aprikosen und zog daraus kleine Bäumchen, die er am Steilhang einpflanzte. Er legte kleine Tümpel an, in denen sich Leben entwickelte. Und er erlebte es immer wieder, dass ein Starkregen alle seine Werke zerstörte, denn mit der Erde, die weggeschwemmt wurde, wurden auch seine kleinen Bäumchen mitgerissen und seine Tümpel zerstört. Und wieder stellten sich Sepp Holzer die Fragen: „Warum?“ und „Was kann ich tun, damit das nicht mehr passiert?“

Sepp Holzer: „Ich habe damals erkannt, dass dort, wo Steine lagen, die Pflanzen nicht mitgerissen wurden. Deshalb habe ich angefangen, alle meine Pflanzen an den Steilhängen mit kleinen Steinterrassen zu sichern. Das hat sie nicht nur gewärmt, weil die Steine bei warmen Temperaturen Wärme gespeichert und bei kälteren Temperaturen an die Pflanzen abgegeben haben, sondern das hat sie auch bei Starkregen gesichert. Dabei gab es nur ein Problem: Mein Vater pflegte mit der Sense das Gras an den Steilhängen abzumähen und da durften keine Steine liegen, da diese die Sense kaputt machten. Er wusste genau, wo Steine lagen und wo nicht. Wenn ich aber neue Beete angelegt und mit Steinen versehen hatte, sah er sie oft nicht und dabei passierte es einmal, dass ihm die Sense abgebrochen ist. Das hat dann ziemlich Ärger für mich gegeben, denn mein Vater war mit meiner Art des Gärtners nicht ganz einverstanden. Aber auch hier habe ich mich nicht von meinem Weg abbringen lassen.“

Nach Abschluss der Volksschule folgte für Sepp Holzer die sogenannte bäuerliche Fortbildungsschule. Er schreibt dazu in seinem Buch: „Sepp Holzer – Der Agrarrebell“, erschienen 2002 im Stocker Verlag, Graz: „In dieser Fortbildungszeit in Ramingstein wurde unter anderem vom Wirtschaftsberater der Bauernkammer fortschrittliche Landwirtschaft in Gegenständen wie Düngemittelkunde, Spritzmittelkunde, Rindermast, Milchwirtschaft, Forstwirtschaft etc. unterrichtet. … Viele Broschüren und Hochglanzprospekte wurden gratis verteilt. Meine Freude über all die Unterlagen war groß, wurde uns doch damit bildlich vor Augen geführt, welchen Erfolg man mit Kunstdünger erzielen konnte oder wie leicht es war, mit Spritzmitteln das sogenannte Unkraut zu vernichten.“

Im Anschluss an die landwirtschaftliche Fortbildungsschule durchlief Sepp Holzer eine Obstbaumwärterausbildung in der Landwirtschaftsschule Winklhof bei Salzburg. Sepp Holzer im Buch „Agrarrebell“: „Im Zuge dieser Ausbildung lernten wir alle Obstsorten, Sträucher und Baumformen kennen. Veredeln, Düngen, Schneiden, Spritzen, aber auch Vergiften und Vergasen von Wühlmäusen und anderem unerwünschten Getier wurden uns beigebracht. Am Schluß dieser Ausbildung bekam ich einen Giftschein ausgehändigt, der mich zum Bezug schwerster Gifte berechtigte.“

Ausbildung und jugendliche Experimentierzeit von Sepp Holzer kamen zum Ende, als beim  Vater eine schwere Herzerkrankung diagnostiziert wurde und er den Krameterhof nicht mehr bewirtschaften konnte. Da die beiden Brüder von Sepp Holzer andere Interessen hatten, übernahm er mit 19 Jahren den konventionell bewirtschafteten elterlichen Hof mit Landwirtschaft und Viehwirtschaft. Nun endlich durften auch seine bis dahin aufgebauten ökologischen Kleinprojekte auf dem Gelände des Hofes ganz offiziell miteingebracht werden. Sie bildeten die Keimzellen für das alternative Landwirtschaftskonzept des Krameterhofes unter der Regie von Sepp Holzer. …

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Sepp Holzer und seine Frau Veronika auf dem Holzerhof (Fotoquelle: Sepp Holzer)

Gerne können Sie in unserem Kultur-Magazin Schloss Rudolfshausen, Ausgabe II/2019 weiterlesen.

 

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