Titus Livius: Römische Geschichte XXIV-XXVI (Band 5)

von Alexandra Walterskirchen
„Titus Livius: Römische Geschichte XXIV-XXVI (Band 5)“

 

 

Titus Livius (ca. 59 v.Chr. bis 17 n.Chr.) zählt neben Tacitus zu den bekanntesten römischen Geschichtsschreibern. Von seinem gigantischen Werk Ab urbe condita libri CXLII (lat. „Von der Gründung der Stadt [Rom] an – 142 Bücher“), für das er über 40 Jahre benötigte, ist nur etwa ein Viertel erhalten. Im Gegensatz zu den Werken anderer antiker Geschichtsschreiber, existieren von Livius jedoch Inhaltsangaben, die es uns heute ermöglichen, über den ungefähren Inhalt der verlorenen Bücher einen gewissen Eindruck zu bekommen. In seinem Werk „Ab urbe condita“ behandelt Livius die Geschichte Roms von der Gründung der Stadt bis zur Zeit von Augustus, den Livius nach den Schrecken der Bürgerkriege der vergangenen Jahrhunderte als den Begründer eines neuen goldenen Zeitalters ansieht.

Im fünften Band „Römische Geschichte XXIV-XXVI“ von De Gruyter werden die Bücher 24 bis 26 und deren antike Inhaltsangaben in lateinischer und deutscher Übersetzung präsentiert. Darin werden die weiteren Ereignisse des Zweiten Punischen Krieges (218-201 v. Chr.) gegen Hannibal beschrieben. Der Inhalt des 24. Buches umfasst die Ereignisse des Jahres 215 v. Chr. auf verschiedenen Kriegsschauplätzen. So besiegte in Italien der Prokonsul Tiberius Sempronius Gracchus mit einem Heer aus Sklaven Hannibal bei Beneventum, worauf er den Sklaven im Auftrag des Senats als Belohnung die Freiheit schenkte – eine außergewöhnlich noble Geste zu jener Zeit. Die weiteren Angriffe Hannibals waren erfolglos, so dass er sich in sein Winterquartier nach Salapia zurückzog, und die Römer eroberten einige Städte zurück. Doch nicht nur gegen Hannibal, sondern auch gegen den Makedonenkönig Philippus hatten die Römer zu kämpfen, der mit Hannibal ein Bündnis geschlossen hatte. Weitere Kämpfe gab es in Spanien und Sizilien, die sich mit Hannibal verbündet hatten.

Im 25. und 26. Buch beschreibt Livius die Kriegsjahre 212 – 210 v.Chr. Im Jahre 212 v.Chr. trat Hannibal in Italien wieder mehr in den Vordergrund und es zeigte sich die innere Spaltung im Land, als immer mehr Städte abtrünnig wurden und mit Hannibal ein Bündnis schlossen, da sie nicht mehr an die Macht Roms glaubten. Gleich zu Jahresanfang wurde Hannibal die Stadt Tarent durch Verrat in die Hände gespielt. Hannibal zog im Glauben ab, dass die Tarentiner sich, durch punisches Militär unterstützt, allein gegen die Römer verteidigen könnten. Hannibal begab sich weiter nach Kampanien, wo die beiden Konsuln Appius Claudius Pulcher und Quintus Fulvius Flaccus das abtrünnige Capua belagerten. Der Kampf zwischen Römern und Puniern endete schließlich unentschieden; die Verluste auf Seiten der Römer waren hoch, so dass die beiden Consuln die Belagerung Capuas aufgeben mussten. Hannibal marschiere weiter nach Süden und vernichtete ein 16 000 Mann starkes römisches Heer in Lukanien fast vollständig, das unter dem Kommando von Marcus Centenius stand. Auch der Krieg in Sizilien gestaltete sich als langwierig, obwohl die Stadt Syrakus schließlich zurückerobert werden konnte. Dabei kam Archimedes, der bekannte Mathematiker der Antike, ums Leben. In Spanien tobten vorerst ebenfalls heftige Kämpfe und am Ende des Jahres 212 v.Chr. schien die römische Herrschaft fast komplett verloren. 211 v. Chr. stand Hannibal sogar vor den Toren Roms; nur drei Meilensteine von der Stadt entfernt hatte er in Anio sein Lager aufgeschlagen. Auch wenn es nur als Entlastungsangriff bzw. Scheinangriff gedacht war, um die Eroberung Capuas durch die Römer zu verhindern, erschütterte es die Römer für viele Jahrhunderte, denn ihre wenigen verbliebenen Truppen hätten eine Eroberung Roms nicht verhindern können.

Doch dann kam die Wende, als der junge 24-jährige Publius Cornelius Scipio nach dem Tod seines Vaters und Oheims Prokonsul von Spanien wurde und die Scipionen als fähige Feldheeren das Kriegsgeschehen zu Gunsten Roms wendeten. So gelang es ihm Neu-Karthago in Spanien zu erobern. Sein Sohn Publius Cornelius Scipio Africanus besiegte Hannibal schließlich, so dass dieser Spanien räumen musste. Publius Cornelius Scipios Beziehung zu den Göttern wird von Livius ausführlich beschrieben, denn diese war ein wichtiger Teil seiner Persönlichkeit. Scipio hielt sich für einen Schützling des Gottes Jupiter Optimus Maximus, unter dessen Führung er all seine Taten unternahm. Seine Religiosität war zu jener Zeit nichts ungewöhnliches, denn durch die Not des langen und schlimmen Krieges waren die Römer zum frommen Glauben an die Götter zurückgekehrt. Viele Menschen in Spanien konnten sich mit Scipios Religiosität identifizieren, so dass er von der Bevölkerung geliebt und unterstützt wurde, was die Basis für die Wende im Krieg einleitete. Auf diese Weise versuchte Livius aufzuzeigen, dass es der Wille der Götter war, der dazu führte, dass die Römer schlussendlich siegten und Hannibal vernichteten.

Mein Fazit: Ein fesselndes Buch, das die Ereignisse um den zweiten Punischen Krieg und seinen Ablauf detailliert beschreibt. Besonders interessant ist Livius Darstellung des Scipio, der als von den Göttern gesandter Retter das Römische Volk vor dem Untergang bewahrte und in den nachfolgenden Generationen als Held verehrt wurde.

 

Hrsg. v. Feix, Josef
De Gruyter Verlag, Reihe Sammlung Tusculum
Gebunden, 488 Seiten
Sprache: Deutsch/Lateinisch
Erscheinungsdatum: 2011
ISBN 978-3-05-005499-5
59,95 Euro

 

 

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