Titus Livius Römische Geschichte XXXV-XXXVIII (Band 8)

von Alexandra Walterskirchen
Titus Livius Römische Geschichte XXXV-XXXVIII (Band 8) „

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Titus Livius (ca. 59 v.Chr. bis 17 n.Chr.) zählt neben Tacitus zu den bekanntesten römischen Geschichtsschreibern. Von seinem gigantischen Werk Ab urbe condita libri CXLII (lat. „Von der Gründung der Stadt [Rom] an – 142 Bücher“), für das er über 40 Jahre benötigte, ist nur etwa ein Viertel erhalten. Im Gegensatz zu den Werken anderer antiker Geschichtsschreiber, bestehen von Livius jedoch Inhaltsangaben, die es uns heute ermöglichen, über den ungefähren Inhalt der verlorenen Bücher einen gewissen Eindruck zu bekommen. In seinem Werk „Ab urbe condita“ behandelt Livius die Geschichte Roms von der Gründung der Stadt bis zur Zeit von Augustus, den Livius nach den Schrecken der Bürgerkriege der vergangenen Jahrhunderte als den Begründer eines neuen goldenen Zeitalters ansieht.

Im achten Band „Römische Geschichte XXXV-XXXVIII“ von De Gruyter werden auf über 600 Seiten die Bücher 35 bis 38 und deren antike Inhaltsangaben in lateinischer und deutscher Übersetzung präsentiert. Das Hauptthema der Bücher bildet die Auseinandersetzung Roms mit den Ätolern in Griechenland und Antiochos III. von Syrien. Die Ätoler fühlten sich von den Römern ausgenutzt und um den Lohn für ihre Waffenhilfe betrogen, so dass sie schließlich auf Seiten Antiochos gegen die Römer kämpften, den sie für ihre Ziele mit seinem Heer nach Griechenland gerufen hatten. Das schrittweise Vordringen König Antiochos III. nach Westen in den vergangenen Jahren, mit dem er das Seleukidenreich wiederherstellen wollte, weckte bei den Römern, die über seine Absichten im unklaren waren, tiefe Besorgnis. Seit 196 v. Chr. führten sie deshalb bereits Verhandlungen mit ihm und erhoben Einspruch gegen seine Anwesenheit in Europa und gegen sein Vorgehen gegen die freien griechischen Städte in Kleinasien, die sich seiner Macht nicht unterwerfen wollten. Dabei war ihnen die Ausschaltung des seleukidischen Einflusses auf Europa wichtiger als die Freiheit der griechischen Städte.

Livius macht im Buch XXXV deutlich, dass es sich bei den Ätolern um die ärgsten Feinde Roms handelte, die durch ihr Bündnis mit Antiochos III. noch gefährlicher geworden waren. Nachdem die Friedensverhandlungen mit den Ätolern und Antiochos gescheitert waren und man eine Invasion Süditaliens befürchtete, bereitete sich Rom für den Krieg im kommenden Jahr vor. Ein römisches Vorauskommando unter M. Baebius setzte im Spätherbst 192 v. Chr. nach Epirus über. Die Römer fürchteten, dass die Ätoler und Antiochos andere mit Rom befreundete griechische Staaten auf ihre Seite ziehen könnten. Nach der Freiheitsproklamation von 196 v. Chr. und dem Abzug der letzten römischen Truppen aus Griechenland 194, waren die römischen Feinde in den griechischen Städten wieder mächtig geworden, so dass sie auf die Politik ihrer Gemeinde Einfluss nehmen konnten. Die Römer waren über diese Entwicklung und das Scheitern der Politik des Vertrauens enttäuscht. Nur der Treue der Achäer war man sich sicher, ansonsten brodelte es in allen Gemeinden und ein Abfall auf die Seite der Ätoler und Antiochos war zu befürchten. Die Römer versuchten deshalb zu retten, was zu retten war, und schickten T. Quinctius Flaminius mit einigen anderen Senatoren 193/192 nach Griechenland, um in diesem diplomatischen Spiel die Oberhand zu gewinnen. Am Ende konnten sie Philipp von Makedonien, der sich bis dahin aus dem Konflikt herausgehalten hatte, für ihre Seite gewinnen, was ein großer Vorteil war, da nun die römische Seite in der Überzahl war.

Es kam schließlich zum Krieg gegen Antiochos und die Ätoler, der von 192 bis 189 v. Chr. dauerte. Wie auch in seinen übrigen Büchern beschreibt Livius den Ablauf der Schlacht ausführlich: vom Überfall von Delion (Dez. 192), der Besetzung Thessaliens durch Antiochos (Jan. 191), der römisch-makedonischen Gegenoffensive in Thessalien (März/April 191), der Schlacht an den Thermophylen (April 191), den Angriff auf Herakleia und Lamia (Juni 191), der Belagerung von Naupakros (Aug./Sept. 191), der Seeschlacht bei Korykos (Sept. 191), den sechsmonatigen Waffenstillstand mit den Ätolern (Mai 190), den rhodischen Seesieg bei Myonnesos (Sept. 190), den Übergang der Römer über den Hellespont (Nov. 190), der Schlacht von Magnesia in Kleinasien (Dez. 190), der Belagerung von Ambrakia (Mai-Sept. 189), den Feldzug des Cn. Manlius Volso gegen die Galater bis hin zur Kapitulation der Ätoler (Sept. 189), der Besetzung von Kephallania (Sept./Okt. 189), der Belagerung von Same (Okt.189 bis Jan. 188) und der Friedenskonferenz von Apaemia (Sommer 188).

Antiochos hatte sich nach seiner Flucht aus Europa zunächst sicher gefühlt, nur Hannibal, der bei ihm Asyl erhalten hatte und auf seiner Seite kämpfte, war der festen Überzeugung, dass die Römer sein Eingreifen in Griechenland nicht auf sich beruhen lassen würden, sondern ihm nach Asien folgen und ihm sein Reich streitig machen würden, denn sie beanspruchten ja die Herrschaft über die ganze Welt. Er sollte Recht behalten. Die Brüder Publius und Lucius Cornelius Scipio setzten mit ihrem Herr nach Kleinasien über und konnte schließlich die entscheidende Schlacht von Magnesia gewinnen. Die Friedensverhandlungen zogen sich aufgrund neu aufflammender Kriege lange hin und wurden erst 188 v. Chr. (Frieden von Apameia) abgeschlossen.

Trotz des militärischen Sieges herrschte danach jedoch in Rom kein Frieden. Die in den vergangenen Jahren gewaltig angewachsene Macht Roms hatte auch zu einem bisher unbekannten Stolz und zur Selbstsucht der führenden Männer Roms geführt. Die siegreichen Heerführer hatten ein so großes Ansehen errungen, dass sie dieses zur Förderung ihrer Verwandten und Freunde einsetzten. Die Wahlkämpfe um das Konsulat wurden besonders heftig und unerbittlich, ja, die politische Gegnerschaft führte bisweilen sogar zu feindseliger Gehässigkeit. Zahlreiche Skandalprozesse erschütterten den innenpolitischen Frieden in Rom. Es ist kein Zufall, dass viele von ihnen genau zu dem Zeitpunkt stattfanden, an dem sie dem politischen Gegner am meisten schaden konnten. Verleumdung und Ausschaltung des Gegners waren wichtiger als Aufdeckung und Ahndung der ihm vorgeworfenen Vergehen. Selbst vor den Scipionischen Brüdern Publius Cornelius Scipio Africanus und seinem jüngeren Bruder Lucius Cornelius Scipio machte die politische Elite nicht halt. Man warf ihnen Unterschlagung und Bestechlichkeit vor. Der Neid auf die Ausnahmestellung des großen Africanus nach seinem Sieg über Hannibal vergiftete den Geist der Menschen. In den Prozessen gegen die Scipionen (187 und 185/184) triumphierten Rücksichtslosigkeit, Scheinheiligkeit und Neidgefühle ihrer Gegner. Sie sind ein beispielloser Ausdruck der Hässlichkeit des machtgierigen Egos, das nur auf seinen Vorteil bedacht ist und seinem Gegner nichts gönnt. Publius Africanus kehrte daraufhin Rom angewidert und verbittert den Rücken zu, welches so vergesslich und so undankbar für die militärischen Schlachten und Siege der Scipionen war, die sie unter Einsatz ihres Lebens für Rom errungen hatten. Sein älterer Bruder Publius Africanus starb 184 oder 183 v. Chr. Damit endet das 38. Buch.

Fazit: Ein sehr fesselndes, aufschlussreiches Buch, das bewusst macht, dass sich im politischen Gebaren und Kalkül der Mächtigen gegenüber heute nicht wirklich viel geändert hat. Die Gier nach Macht beherrschte damals wie heute sowohl Republiken als auch Königreiche und führte schließlich zu ihrem Fall, weil man nicht bereit war bzw. ist für Gerechtigkeit und Wahrheit einzustehen und sich an deren Gesetze zu halten. Ein trauriges Kapitel römischer bzw. Menschheits-Geschichte.

Hrsg. Hans Jürgen Hillen
De Gruyter Verlag, Reihe Sammlung Tusculum
Gebunden, 663 Seiten
Sprache: Deutsch/Lateinisch
Erscheinungsdatum: 1991; 2011
ISBN 978-3-05-005432-2
49,95 Euro

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