Cicero: Über die Auffindung des Stoffes

von Alexandra Walterskirchen

„Cicero: Über die Auffindung des Stoffes und Über die beste Gattung von Rednern“
von Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.)

 

 

Marcus Tullius Cicero (106-43 v.Chr.) ist der bekannteste Autor klassischer römischer Literatur, Politik und Philosophie. Zwei eher unbekanntere, aber nicht minder interessante Werke von ihm werden in diesem Buch im lateinischen Originaltext mit deutscher Übersetzung von Theodor Nüßlein vorgestellt: 1. Das „Jugendwerk“ Ciceros „Über die Auffindung des Stoffes/De Inventione“ sowie die späte, kurze Schrift „Über die beste Gattung von Rednern/De Optimo Genere Oratorum“, deren Echtheit seit Jahren von Forschern angezweifelt wird.

Den größten Teil des Buches nimmt das aus zwei Büchern bestehende Werk „De Inventione“ ein, das rhetorische Jugendwerk Ciceros, von dem er sich im Jahre 55 v. Chr. im Proömium zu seinem Meisterwerk „De Oratore“ mit scharfen Worten distanziert hat, ja seine angebliche jugendliche Unvollkommenheit und Rohheit war ihm offenbar peinlich. Dabei ist „De Inventione“ ein durchaus interessantes Werk, das sich sowohl auf Lateinisch wie auch auf Deutsch sehr flüssig liest und ein interessantes Grundlagenwissen über die Kunst der Rede/Rhetorik, welche ihre Wurzeln in Griechenland hat, vermittelt. Das System der griechisch-römischen Rhetorik besteht aus fünf officia oratoris (= Aufgaben/Pflichten eines Redners): Inventio/Auffindung des Stoffes, dispositio/Gliederung, elocutio/Ausdrucksweise, memoria/Gedächtniseinprägung, actio/Rede). Cicero hatte in seinem jugendlichen Eifer den Plan verfolgt, ein komplettes Rhetorik-Kompendium zu verfassen, quasi eine Gesamtdarstellung des Lehrgebäudes, welches er es in seiner rhetorischen Ausbildung gelernt hatte, doch schlussendlich hat er nur „De Inventione“ fertiggestellt. Geschrieben wurde es wohl im Zeitraum von 86 bis 84 v. Chr. Zur selben Zeit entstand auch das bekannte Werk „Rhetorica ad Herennium“, das ihm oft fälschlich zugeschrieben wurde. Beide Schriften zählen zu den ältesten erhaltenen lateinischen Lehrbüchern der Rhetorik und wurden bis ins Mittelalter als Lehrbücher verwendet.

Das erste Buch von „De Inventione“ besteht aus dem Proömium und der moralischen Frage nach dem Nutzen und Schaden der Redekunst, den fünf Grundbegriffen der Rhetorik und der Lehre von der „inventio“. Das zweite Buch setzt sich aus dem Proömium und der ausführlichen Darstellung einer speziellen, nach den genera causarum gegliederten, Argumentationstechnik zusammen, wobei das genus iudiciale den größten Teil einnimmt, da die gesamte rhetorische Lehre in ersterer Linie für Anwälte und das Gericht entwickelt worden war (Cicero wurde selbst später Anwalt). Das Werk weist den typischen Sprachstils Ciceros auf, auch wenn ihm noch die Präzision und Eindeutigkeit des älteren Cicero fehlt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass es für den jungen Cicero nicht immer leicht war, die feststehenden traditionellen griechischen Fachtermini in entsprechende lateinische Begriffe zu übersetzen.

Das Lesen des Buches lohnt sich, nicht nur für Juristen oder Menschen, die viele Reden und Vorträge halten müssen, denn „De Inventione“ enthält zahlreiche Weisheiten, die auch heute noch gültig sind, so z.B., dass Weisheit ohne Redekunst dem Menschen wenig Nutzen bringt. Wie Cicero sagt: Redekunst alleine schadet zwar nicht direkt, nützt aber auch nicht, wenn ihr nicht Weisheit hinzugefügt wird.

Die kurze Schrift „De Optimo Genere Oratorum“ ist kein eigenständiges Werk, sondern eher eine Einleitung zu einer lateinischen Übersetzung der griechischen Rede des Demosthenes für Ktesiphon (die sogenannte Kranz-Rede). Bekannt geworden ist „De Optimo Genere Oratorum“ durch den berühmten Kirchenvater Hieronymus (um 248-420 n. Chr.), der mithilfe dieser Schrift seine Absichten und sein Vorgehen beim Übersetzen alter Texte gerechtfertigt hat. Insgesamt sind mit der kleinen Schrift zahlreiche Widersprüche und Fragen verbunden, zum einen, ob sie wirklich von Cicero stammt – der bekannte klassische Philologe Dr. Albrecht Dihle bestreitet z.B. nachdrücklich die Verfasserschaft Ciceros – und zum anderen, ob Cicero den griechischen Originaltext wirklich übersetzt hat. Jeder der lateinischen Sprache Kundige mag sich in diesem Buch selbst seine Meinung bilden, ob die Schrift „De Optimo Genere Oratorum“ von Cicero stammt oder nicht, indem er es mit anderen Werken Ciceros vergleicht. Ich persönlich schließe mich der Meinung Dr. Albrecht Dihle’s an, denn der Stil der Schrift ist für Cicero-untypisch.

Ein sehr empfehlenswertes Buch, da es die einzige auf dem Buchmarkt erhältliche Ausgabe dieser beiden Cicero-Werke beinhaltet, eine seltene Perle.

 

Autor: Marcus Tullius Cicero
Herausgegeben und übersetzt von Theodor Nüßlein
Lateinisch/Deutsch
Verlag: De Gruyter Verlag, 2011
Hardcover: 472 Seiten
ISBN: 978-3050053608
39,95 Euro

 

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Das Buch „Cicero: Über die Auffindung des Stoffes und Über die beste Gattung von Rednern“  können Sie hier beim Ecobookstore bestellen.

 

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