Zwiebeln und Gemüse vorziehen im Februar

Das gemeinnützige Gartenkultur-Zentrum Schloss Rudolfshausen ist eine Sektion des gemeinnützigen Kultur- und Bildungsvereins Admacum e.V.

von Alexandra Walterskirchen, Projektleiterin:

Zwiebelsämlinge in der Hollandia-Anzuchtstation von BioGreen

Im Februar ist der ideale Zeitpunkt, um mit der Voranzucht von Gemüse wie Zwiebeln, Kohl und Tomaten im Haus zu beginnen. Bei milden Temperaturen wie sie derzeit vorherrschen und bereits unsere Bienen aus ihrer Kiste herauslocken, kann man sogar schon direkt in geschützten Frühbeeten erstes Gemüse wie Zwiebeln, Asia-Salate und Spinat säen.

Da wir gerne Zwiebeln essen und nun auch über ein Gewächshaus von EPH Schmidt verfügen, haben wir uns dieses Jahr an das Experiment Zwiebel-Vorziehen gewagt. Wir möchten experimentieren, wie und ob sich vorgezogene Zwiebeln voneinander unterscheiden und welche Anzuchtmethode am besten ist. Dafür haben wir verschiedene Zwiebel-Saatgut-Arten von unterschiedlichen Firmen erhalten.

Felix Lage vom „Grünen Tiger“ in Bad Kohlgrub, der in seinem Shop seltenes, samenechtes Saatgut von alten und traditionellen Sorten sowie Liebhaber-Saatgut von Erhaltungszüchtern aus der ganzen Welt verkauft, hat uns freundlicherweise eine größere Menge seltenes Saatgut an Zwiebeln, Lauch, aber auch Asia-Salaten, Salaten und Kohlgemüse zur Verfügung gestellt, damit wir mit diesen experimentieren können. In unserem Winterbeet, das durch die Sonne von allen Beeten im Garten am wärmsten ist, haben wir Asiasalate wie Mizuna, Red Giant und Senf sowie eine Regenbogen-Mischung Gelberüben gesät. Daneben haben wir Wintersalate und Zwiebeln gesät, u.a. Stuttgarter Riese, Mammutzwiebel und Bedfordshire Champion sowie heimische Winterheckenzwiebel. Teilweise haben wir in Reihen gesät, teilweise in Horsten, um dann die Zwiebeln später zu vereinzeln.

Die ersten seltenen Zwiebeln, Asia-Salate und Gelberüben vom Grünen Tiger wurden im Februar in unserem geschützten „Winterbeet“ gesät.

Einen anderen Teil der Zwiebelsamen haben wir vorgezogen. Wir haben die Zwiebeln zuerst im Haus bei warmen Temperaturen keimen lassen und danach in unser beheiztes Gewächshaus, das auch über eine Pflanzenbeleuchtung verfügt, umgesiedelt. Dabei haben wir drei verschiedene Methoden verwendet:

  1. Die Hollandia-Anzuchtstation von BioGreen (siehe Eingangsfoto)

In den Hollandia-Anzuchtstationen von BioGreen, die unser Versuchsgardening-Projekt unterstützen, haben wir Saint Turjan und Rote Laer Zwiebeln vom Grünen Tiger gesät, die wir zu einem späteren Zeitpunkt zum Vergleich auch direkt säen werden. Durch die Anzuchthauben und das feucht-warme Mikroklima sind die Samen schnell gekeimt und gut gewachsen. Allerdings waren die Hauben bald zu niedrig, so dass wir sie abnehmen mussten, ehe wir sie Anfang Februar ins Gewächshaus (beheizt bis max. 7 Grad Celsius + Pflanzlampenbeleuchtung) umgesiedelt haben. Aber dem Lauch bzw. den Zwiebeln hat es trotz phasenweise kälteren Temperaturen nicht geschadet und sie wachsen prächtig im Gewächshaus. Das ist zu einem großen Punkt der Gewächshausheizung von BioGreen zu verdanken, die die Jungpflanzen vor Frost schützt.

Junge Zwiebelsämlinge in Kulturschalen aus Ton von Spang im Gewächshaus (links ein normaler Tontopf, der vom vielen Gebrauch schon etwas verwittert ist)

  1. Kulturschalen aus Ton von Spang

Die Kulturschalen von Spang, die uns freundlicherweise von der Firma zur Verfügung gestellt worden sind, sind praktisch für die Anzucht, da sie breiter und flacher als normale Pflanztöpfe sind. Zudem ist Ton ein natürliches Material und sieht schön aus. Wir haben in den Kulturschalen primär Schnittlauch, Lauchzwiebeln, Winterheckenzwiebeln und Schnittknoblauch ausgesät. Die Anzucht erfordert allerdings etwas Fingerspitzengefühl, damit die Saat im warmen, trockenen Raumklima nicht austrocknet. Entweder stellt man die Kulturschalen unter eine Plastikhaube oder stülpt eine Plastiktüte darüber. Wenn man das beachtet, dann bleibt die Feuchtigkeit in den Töpfen gut erhalten und die Saat keimt zuverlässig – vorausgesetzt, es handelt sich um keimfähiges Saatgut (was leider nicht immer bei allen Samen der Fall ist). So empfiehlt es sich unserer Erfahrung nach gerade bei Zwiebeln und Lauch immer etwas mehr zu säen.

  1. Anzuchtplatten/Topfpflatten Quickpot von HerkuPlast

Von der Firma HerkuPlast Kubern GmbH aus Ering haben wir für unser Jungpflanzen-Vorziehen-Experiment zahlreiche Anzuchtplatten bzw. Topfplatten Quickpot in zahlreichen Größen bekommen, so dass wir darin nicht nur Zwiebeln, sondern auch Salate, Kohl, Tomaten und anderes Gemüse vorziehen können. Wir sind begeistert von der Effizienz, da wir auf diese Weise viele Jungpflanzen auf kleinstem Raum vorziehen können. Allerdings erfordert das Säen – gerade von den schwarzen Zwiebelsamen – viel Geduld, da es nicht leicht ist die Samen einzeln in jedem Töpfchen zu platzieren. Aber die Mühe zahlt sich aus.

Vorgezogener Spinat von Fetzer in Quickpot-Anzuchtplatten, die bald in eines der Frühbeete kommen

Verschiedenste seltene Lauchsorten in einer Quickpot-Platte

Die Samen wurden uns netterweise Manfred Hans von der Raritätengärtnerei zur Verfügung gestellt hatte. Der Attai-Lauch, die ewige Zwiebel, der Wilde Schnittlauch und Nickende Lauch wachsen in der Quickpot-Platte (in Gruppen gesät) schon munter; der Bulgarische Lauch, Turkestanlauch, Gelblauch, u.a. lassen sich noch Zeit.

Blumenkohl-Sämlinge und Zwiebel-Sämlinge

Blumenkohl und Zwiebeln von Quedlinburger Saatgut, die unser Versuchsanbau-Projekt unterstützen, wachsen munter in HerkuPlast-Anzuchtplatten und Spang-Kulturschalen. Der Blumenkohl braucht allerdings noch eine Pflanzlampe, ansonsten wäre es zeitlich für ihn etwas zu früh.

  1. Anzuchtwanne
Eine alte Anzuchtwanne mit Löchern in der wir Gemüsezwiebelsamen The Kelsae von Sperli eingesät haben und die sehr schön aufgingen

Man muss sich beim Vorziehen von Zwiebel- und Gemüsesamen einfach bewusst sein, dass es, sofern das Saatgut einfach nicht keimen möchte, an verschiedenen Faktoren liegen kann: 1. Am Saatgut, das vielleicht zu alt ist oder einfach nicht keimfähig ist. 2. An der Temperatur des Raumes, die entweder zu kalt oder zu warm ist (jede Pflanzenart braucht ihre ganz spezielle Keimtemperatur). 3. Am Licht, das man den Sämlingen mit Pflanzlampen zur Verfügung stellt bzw. stellen muss, da sonst gar nichts geht. 4. An der Art der Pflanzschalen und der Anzuchterde, die einfach für die Samen nicht geeignet sind. 5. An zu wenig oder zu viel Wässerung.

Wir haben festgestellt, dass es, wenn Samen nicht keimen, meistens am Saatgut liegt, das einfach nicht gut keimfähig bzw. zu alt ist. Da wir uns anfangs aber nicht ganz sicher waren, haben wir auch verschiedene Anzuchtplatten, Kulturschalen oder kleine Anzuchtstationen ausprobiert, unter anderem auch eine Anzuchtwanne.

Letztlich, so haben wir festgestellt, macht es die Kombination von allen 5 Punkten. Wenn der Gärtner alles gut berücksichtigt, gehen die Samen auf und bilden sich viele Sämlinge, die man dann weiter hegen und pflegen kann und muss, damit sich starke und gesunde junge Pflanzen entwickeln können.

Deshalb unser Tipp an alle Hobby-Gärtner: Wenn Ihre Zwiebel- oder Gemüsesamen einfach nicht keimen, liegt es zumeist am Saatgut. Am besten ist es deshalb unterschiedliches Saatgut unterschiedlicher Firmen zu verwenden. Auszuschließen ist natürlich auch nicht, dass manches Saatgut einfach nicht gerne vorgezogen wird oder es zu warm ist. Deshalb sollte man durch Experimentieren die Zwiebel- bzw. Gemüsesorten finden, die sich in der eigenen Voranzucht-Praxis am besten bewährt hat. Im übrigen haben wir das nicht keimende Saatgut zum Test in einer Stelle in einem freien Teil in unserem Garten gesät. Falls es doch keimen sollte, dann werden wir darüber berichten.

Wir bedanken uns bei den Unterstützern unseres gemeinnützigen Projektes:

BioGreen

EPH Schmidt

Grüner Tiger

Spang

HerkuPlast Kubern

Raritätengärtnerei Manfred Hans

Sperli

Quedlinburger Saatgut

Samen Fetzer

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